Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. (Matthäus VII, 3 – 5)
Eine der unartigen Angewohnheiten der Menschen ist das Schlechte an anderen zu sehen und ihre eigenen Fehler nicht zu bemerken. Um sich selbst zu beurteilen wäre es notwendig, sich selbst in einem Spiegel und in irgendeiner Form, mit Abstand als eine andere Person zu betrachten, um sich dann zu fragen: Was würde ich denken, wenn eine andere Person genau das mit mir tun würde, was ich jetzt tue? Mit Sicherheit ist es der Stolz, der die Menschen dazu bringt, ihre eigenen Fehler zu vertuschen, seien sie moralisch oder physisch bedingt. Dieses Verhalten ist gegen die Nächstenliebe, da die wahre Nächstenliebe anspruchslos, einfach und nachsichtig ist, die übermütige Nächstenliebe dagegen ist widersprüchlich. Diese beiden Gefühle heben sich gegenseitig auf. Wie kann ein sehr eitler Mensch, der an die Wichtigkeit seiner Persönlichkeit und an die Überlegenheit seiner Eigenschaften glaubt, gleichzeitig genügend Entsagung besitzen, um das Gute an anderen Menschen hervorzubringen, das ihn in den Schatten stellen könnte, anstatt des Schlechten, das ihn auszeichnen würde? Wenn der Stolz die Quelle vieler schlechter Angewohnheiten ist, bedeutet er auch die Verneinung vieler Tugenden. Weil der Stolz als hauptsächliche Behinderung des Fortschrittes gilt, hat Jesus sich eingesetzt, diesen zu bekämpfen.
Das Evangelium im Lichte des Spiritismus – Kap. X – 9, 10
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